Thomas Höffgen

Im Harz ist die Hölle los - mit Goethe auf dem Blocksberg

In: Info3. Bewusst leben - Gesellschaft gestalten. April 2020, S. 54-57.

 

 

Der Goetheweg gehört zu den meistgewanderten Wegen im Nationalpark Harz. Doch gibt es gleichwohl Unterschiede zwischen Goethes Wanderung damals und dem modernen Brocken-Tourismus heute. Beobachtungen im Vorfeld der Walpurgisnacht.

 

 

Anno 1777 bestieg Johann Wolfgang Goethe erstmals den Brocken. Doch Goethe kam nicht als Urlauber oder Tourist in den Harz, sondern als Pilger: Er – „der große Heide Goethe“ (Heine) – kam, um die von ihm als heilig und göttlich empfundene Natur zu verehren.

 

Irgendwie verständlich, ist der Harz doch wahrlich liebenswert – auch heute noch – mit seinen urigen Nadelwäldern, rauschenden Flusstälern und schroffen Felsen, seinen schaurigen Mooren und goldenen Bächlein. Die Region hat durchaus etwas Romantisches. Und die Natur wird streng geschützt: Der Harz ist Nationalpark und Naturpark, Biosphärenreservat und Geopark – sogar der Luchs lebt wieder hier.

 

„Wo man mit Erstaunen sieht / Wie im Berg der Mammon glüht“

 

Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass man auf einen menschlichen Besucher stößt. Denn der Harz ist hochfrequentiert: Rund zehn Millionen Übernachtungen zählt die Region im Jahr, Tendenz steigend, und um den Brocken tummeln sich nicht Hexen, sondern massenhaft Touristen um die Souvenirläden, Bierstände und Bratwurstbuden. Wer ungestört Natur erleben will, vielleicht sogar ein bisschen Mystik sucht, mag mithin enttäuscht werden: Heute ist der Harz ein hochmoderner Hot-Spot für Aktivurlauber aller Couleur wie Walker, Biker oder Climber. Statt mit dem Besen kommt man mit dem Segway.

 

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